Jaipur

Diesen Reisebericht habe ich 2004 geschrieben. Er hat es damals immerhin zu einer Erwähnung im SPIEGEL gebracht. Indien hat sich seit dem stark verändert und manche Feststellungen sind heute vermutlich nicht mehr zutreffend. Die Bilder sind Snapshots eines DV-Videos. Die bescheidene Qualität bitte ich daher zu entschuldigen.


The Pink City

Kamele sind beliebte Zugtiere Mit meinem Kollegen unternahm ich einen Wochenendausflug nach Jaipur. Die Hauptstadt des Bundesstaates Rajasthan trägt den Beinamen "Pink City" (Die Rosa Stadt). Und wirklich sind viele Gebäude in der Altstadt aus einem rötlichen bis rosafarbenen Gestein errichtet.

Rajasthan ist ein sehr armes Bundesland, es gibt kaum Industrie und ein Boom wie in Delhi oder Bangalore findet hier überhaupt nicht statt. Die Stadt lebt vom Tourismus und von der Edelsteinschleiferei.

Das Bild rechts zeigt eine Straßenszene in der Altstadt. Das Symbol auf dem Rücken des Kamels ist keineswegs ein Ausdruck faschistischer Gesinnung sondern ein altes Glückssymbol, die Sewastika. Die Nazis haben das Symbol übernommen, gespiegelt und um 45° gedreht. So kann es in Indien schon mal vorkommen, daߠman auf einem Gebäude ein "Fast-Hakenkreuz" neben einem Davidsstern findet. Wenn's Glück bringt...

Leider haben viele Inder ein sehr merkwürdiges Verhältnis zum Dritten Reich. Die Tatsache, dass sich die Nazis auf die Arier berufen, scheint nicht wenige vermeintliche Nachfahren dieses Volkes, das vor tausenden von Jahren auch nach Indien eingewandert ist, zur Verbundenheit zum Nationalsozialismus zu verleiten. Wobei dabei meist erfrischend wenig Sachkenntnis im Spiel ist. Für die meisten ist Hitler ein kleiner Mann, der mutig aus einem kleinen schwachen Land ein starkes und mächtiges gemacht hat. Die Millionen Toten die das gekostet hat und die Tatsache, dass das "Projekt" nicht wirklich gut ausgegangen ist, werden dabei gerne übersehen. An jeder Straßenecke kann man "Mein Kampf" kaufen. Ein wenig mehr Aufklärung würde hier vermutlich Wunder wirken.
 

The Stadtpalast von Jaipur

City Palace Der City Palace ist immer noch Wohnsitz der Maharadscha-Familie. Ein Teil des 5km² großen Anlage ist aber der Öffentlichkeit zugänglich.

Die Zeit scheint stehen geblieben zu sein. Man fühlt sich wirklich in die Zeit der Maharadschas zurückversetzt.

 
Das silberne Wassergefäß des Singh, des II. Es gibt viele Gebäude und kleinere Museen zu besichtigen. Besonders interessant sind 2 riesige silberne Gefäße, die Singh der Zweite auf Reisen mitzuführen pflegte. Gefüllt natürlich, mit Gangeswasser. Wenn ich mich recht erinnere, fasst eines davon 900 Liter. Heutzutage würde ich von Gangeswasser eher abraten.

Wenn man Glück hat, sind auch Soldaten zu sehen, die in traditioneller rajasthanischer Uniform Wache stehen.

Aber so ein Wochenende ist kurz und deshalb ging es weiter zu Jantar Mantar.
 

Jantar Mantar

Eine riesige Sonnenuhr Nicht weit vom City Palace gelegen findet man Jantar Mantar, das Observatorium des Jai Singh. Dieser war neben seiner Haupttätiggkeit, nämlich Herrscher, auch Astronom. Er baute insgesamt 5 dieser Anlagen, die in Jaipur ist aber die Größte. Faszinierend sind die Ausmaße der Objekte, speziell der Sonnenuhren. Die größte davon misst über 30 Meter Höhe.

 
Die Skala einer Sonnenuhr Die Genauigkeit dieser Uhren ist unglaublich. Bedenkt man, dass die Anlage 1728-1734 erbaut wurde, ist es kaum zu glauben, dass die Uhr immer noch weniger als eine Minute Abweichung anzeigt.
 
Diese Halbkugeln dienen zur Bestimmung der Sternzeichen Vorbild der Anlage ist das Observatorium des Ulug Beg in Samarkant (Usbekistan). Man könnte stundenlang durch diese Anlage schlendern, denn an jeder Ecke gibt es wieder irgend ein interessantes Exponat zu bestaunen.
 

Hawa Mahal

Hawa Mahal Das Wahrzeichen und sicher die berühmteste Sehenswürdigkeit von Jaipur ist Hawa Mahal, der "Palast der Winde". Er besteht im wesentlichen aus einer riesigen Fassaden mit unzähligen Fenstern. Der Name ist der Tatsache entlehnt, daߠder Wind durch die vielen offenen Fenster streichen kann.

Der Legende nach erlaubten die vielen Fenster den Damen des Hofes das Geschehen draußen zu beobachten ohne dabei selbst gesehen zu werden.

Erbaut wurde der Palast 1799. Für den Bau wurde der für Jaipur so typische rote Sandstein verwendet.

Unser Guide führte uns über sehr verwinkelte Treppen auf das Gebäude gegenüber und von der Dachterrasse hatten wir einen wundervollen Blick auf den Palast und die Altstadt.
 

Teppichmanufaktur

In der Teppichmanufaktur Ein unvermeidliches Element für einen ausländischen Touristen ist der Besuch einer Manufaktur. Unser Fahrer ließ nicht mit sich verhandeln und führte uns in eine Edelsteinschleiferei und eine Teppichmanufaktur.

Die Handfertigkeit der Arbeiter ist wirklich beeindruckend, die Waren allerdings preislich voll auf Touristen ausgerichtet.

In der Teppichmanufaktur wurden die Touristen in Busladungen durchgeschleust. Das anschließende Verkaufsgespräch war schon hart an der Schmerzgrenze. Faszinierend für mich als Bewohner eines westlichen Landes, in dem Arbeit teuer ist, ist der Arbeitsaufwand. Die Teppiche werden von Hand geknüpft, anschließend von Hand mit einer Schere auf die richtige Leere gestutzt, Ränder genäht und in mehreren Gängen gewaschen.
 

Choki Dani

Tänzerin in Choki Dani Abends ließen wir uns von unserem Fahrer nach Choki Dani bringen. Dieses Dorf ist im alt-rajasthanischen Stil errichtet und versucht die alten Bräuche und Handwerkskünste zu bewahren. Es gibt Tänzerinnen, Schmiede, Töpfer, ein Restaurant mit rajasthanischer Küche und vieles mehr. Das Essen war nicht ganz so unser Fall, im Vergleich zur modernen indischen Küche schmeckte es ein wenig wie "eingeschlafene Füße". Die ganze Anlage ist natürlich 100% auf Touristen ausgerichtet. Aber auch sehr viele Inder besuchen Choki Dani. Es ist also kein Disney Land für westliche Touristen.

Wir waren abends dort als es schon dunkel war. Die Atmosphäre war sehr stimmungsvoll, da überall Fackeln und Feuer brannten.

Weiter geht es mit dem Amer Fort.